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Quincha & Teatinas: Erweiterungsbau in Lima führt Perus Bauwissen in die Zukunft

Foto: J. Solano
Die Beziehung zwischen dem alten und dem neuen Gebäude zeigt sich im zentralen Innenhof.

Das Projekt in einem historischen Stadtviertel Limas steht im Dialog mit Perus baulichen Erbe. Zentrale Elemente sind traditionelle Bautechniken und die Verwendung natürlicher Baumaterialien wie Erde, Lehm, Schilf und Stroh. Realisiert wurde das Projekt von Roman Bauer Arquitectos mit Es Arquitectura Atelier.

In diesem Beitrag:

  1. Traditionelle Techniken zeitgemäß angewandt
  2. Räume: Bibliothek, Lesesaal, Forschung
  3. Konstruktion & Materialkreislauf

CRADLE
Redaktion

Dies ist ein Beitrag aus dem CRADLE-Buch "Naturbaustoffe"

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Traditionelle Techniken zeitgemäß angewandt

Bauwissen, -techniken und kulturelle Traditionen wurden in Südamerika seit vorspanischer Zeit weitergegeben, sind jedoch mit dem Aufkommen der Moderne fast vollständig verschwunden. Der Erweiterungsbau des Französischen Instituts für Andenstudien in Lima zeichnet sich durch die moderne Anwendung traditioneller Techniken aus. Dadurch wird die Kontinuität sowohl mit der architektonischen Struktur des Stadtteils Barranco als auch mit einem Bauwissen gewährleistet, das besonders für das Küstenklima und die seismischen Bedingungen Perus geeignet ist.

Zu den traditionellen Bauweisen gehört die Quincha-Konstruktion, bei der Holz und Schilf zu einem erdbebensicheren Gerüst verarbeitet und mit Lehm und Putz kaschiert wird. Eine traditionelle Bauform sind die Teatinas: Dacherhöhungen, die natürliches Licht einfallen lassen und für Belüftung sorgen.

Das Dach mit den teatinas.
Foto: J. Solano

Blick auf die Hauptfassade des neuen Gebäudes vom Innenhof aus
Foto: J. Solano

Räume: Bibliothek, Lesesaal, Forschung

Der in der Bibliothek eingerichtete Lesebereich kann zu einem kleinen Hörsaal umgewandelt werden.
Foto: J. Solano

Die Bibliothek des Instituts verfügt über einen Lesesaal doppelter Raumhöhe mit natürlichem Oberlicht und beweglichen Paneelen, durch die der Raum als Konferenzraum dienen kann, der sich bis auf die Terrasse erstreckt. Die Sammlung von über 80.000 Bänden ist auf mobilen Regalen in einem schützenden Betonkasten untergebracht. Die Schalung wurde aus wiederverwertetem Holz ehemaliger Schuppen vor Ort hergestellt, wobei deren Textur als Erinnerung erhalten blieb.

Im Obergeschoss beherbergt ein Quincha-Raum Forschungsräume, die durch Teatinas natürlich beleuchtet und belüftet werden. Diese Elemente, die in der traditionellen Architektur Limas verwurzelt sind, erhöhen den Raum, ohne die Silhouette des Gebäudes zu verändern, wodurch die Prominenz des historischen Hauses von der Straße aus erhalten bleibt.

Zugang zur Bibliothek im Neubau
Foto: JAG studio

Konstruktion & Materialkreislauf

Die obere Konstruktion besteht aus vorgefertigten Quincha-Paneelen auf Holzrahmen. Diese Paneele werden von Brettschichtholz (glulam) getragen, von denen einige mit Stahlstangen nachgespannt sind, um die Spannweiten zu vergrößern und die Holznutzung zu optimieren. Die Quincha-Wände aus Schilf und Schlamm bestehen aus Erde und Lehm vom Gelände und werden durch die Zugabe von Stroh leichter und besser isoliert.

Die Gestaltung respektiert die Verantwortung für die Umwelt und umfasst umweltfreundliche Materialien wie Schilf, Erde, Stein und Holz sowie die Wiederverwendung bestehender Elemente. Das Gebäude nutzt auch passive bioklimatische Strategien, die auf der Ausrichtung zum Sonnenstand und den hier vorherrschenden Winden basieren.

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Mehr Beiträge finden Sie im CRADLE-Buch "Naturbaustoffe". Der Band präsentiert rund 50 Gebäude aus den deutschsprachigen Ländern und dem europäischen Raum sowie Einzelbeispiele aus Asien und den Amerikas. Vom Einfamilienhaus bis zu großen Bürogebäuden werden so regionale und gestalterische Unterschiede deutlich. Einführende Aufsätze aus materialkundlicher Sicht runden das Werk ab.

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