Vorteile von Dach- und Fassadenbegrünungen in der Stadt

Dachgarten
Foto: Unsplash/Chuttersnap
Grüne Dächer in der Stadt können sogar als Garten gestaltet sein.

Grüne Dächer und Fassaden sind nicht nur ein optisches Highlight in den oftmals grauen Betonwüsten der Stadt. Die Begrünung kommt auch den Menschen und der Umwelt zugute. Hier erfahren Sie, welche Möglichkeiten der Dach- und Fassadenbegrünung es gibt und welche Vorteile sich daraus ergeben.

  1. Gebäudebegrünung: Schutzschild gegen Auswirkungen des Klimawandels
  2. Dachbegrünung: intensiv oder extensiv
  3. Fassadenbegrünung: Grüne Wände verbessern die Luftqualität
  4. Ökologische Vorteile von Dach- und Fassadenbegrünung
  5. Gebäudebegrünung: Schutzschild gegen Auswirkungen des Klimawandels

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

Gebäudebegrünung: Schutzschild gegen Auswirkungen des Klimawandels

Fassadenbegrünung
Fassadengrün verbessert nicht nur die städtische Luft, sondern tragen auch zur Isolierung der Gebäude bei und bieten Lebensraum für in der Stadt heimische Tiere.
Foto: Unsplash/Daniel Lorentzen

In deutschen Städten sind inzwischen mehr als zwei Drittel der Flächen versiegelt − mit gravierenden Folgen für die Umwelt und das Klima in der Stadt. Durch die Versiegelung können Abgase, Schornsteinqualm oder Schmutz nicht einfach mit dem Regenwasser ins Erdreich sickern, um dort auf natürliche Weise herausgefiltert zu werden. Schadstoffe bleiben in der Luft.

Immer häufiger auftretende Hitzesommer verschärfen die Lage und erhöhen die Gefahr der Bildung einer Smog-Glocke über der Stadt. Und: Schon heute sind Städte durch die dichte Bebauung oftmals bis zu acht Grad Celsius wärmer als das grünere Umland. Dies wiederum begünstigt die Entstehung von kleinräumigen, heftigen Gewittern.

Städte haben somit mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Grünflächen können hier Abhilfe schaffen, doch der Platz in Städten ist begrenzt. Wenn kein zusätzlicher Raum für Wiesen und Parks geschaffen werden kann, können die bereits vorhandenen Flächen, wie Fassaden und Dächer begrünt werden.

Studien zufolge kann schon mit einer Begrünung von 5 Prozent der Gebäudeoberflächen eine Verbesserung des Stadtklimas erzielt werden. Dies liegt vor allem an der Fähigkeit der Pflanzen, die Luft zu reinigen und den Feuchtigkeitsgehalt der Luft zu regulieren.

Grüne Klimakrieger gegen den Klimawandel

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Dachbegrünung: intensiv oder extensiv

Dachbegrünung (auch Gründach genannt) meint die Bepflanzung von Flachdächern oder leicht geneigten Dächern mit Pflanzen, darunter Gräser, Kräuter, Sukkulenten und sogar Bäume. Es gibt zwei Haupttypen von Gründächern: intensive und extensive Begrünung.

Intensive Begrünung

Dachgarten
Grüne Dächer in der Stadt können sogar als Garten gestaltet sein.
Foto: Unsplash/Chuttersnap

Bei intensiven Gründächern handelt es sich um aufwendigere Systeme, die tiefere Substratschichten erfordern und es ermöglichen, eine breite Palette von Pflanzen, einschließlich Bäumen und Sträuchern, anzubauen. Diese Dachbegrünungstypen können, je nach Größe des Gebäudes – auch als Dachgärten oder Parkanlage genutzt werden.

Extensive Begrünung

Sedum auf Garagendach
Sedum ist eine robuste Pflanzengattung, die hervorragend mit den teils extremen Temperaturunterschieden auf Dächern klar kommt: von sengender Hitze im Sommer bis zu Frost und Schnee im Winter.
Foto: Pixelio/Johannes Gerstenberg

Extensive Gründächer sind weniger aufwendig und erfordern dünnere Substratschichten. Sie sind normalerweise mit sogenannten Sedum-Pflanzen oder robusten Sukkulenten bepflanzt. Zwar ergeben sich weniger gestalterische Möglichkeiten, dafür sind die Pflanzen sehr pflegeleicht und ideal für die ökologische Dachbegrünung geeignet.

Hier erfahren Sie alles Wichtige über Aufbau und Bepflanzung von Gründächern »

Fassadenbegrünung: Grüne Wände verbessern die Luftqualität

Fassadenbegrünung mit Wilder Wein
Mit Kletterpflanzen wie Wilder Wein lassen sich Gebäudefassaden schnell und unkompliziert begrünen.
Foto: Pixabay/Hans

Fassadenbegrünung meint das Bepflanzen von Gebäudefassaden mit kletternden Pflanzen oder vertikalen Gärten. Im Gegensatz zur Dachbegrünung, die die oberen Flächen von Gebäuden nutzt, konzentriert sich die Fassadenbegrünung auf die vertikalen Flächen. Dies kann durch die Installation von Rankgittern, Kletterpflanzen oder modularen Systemen umgesetzt werden.

Der ökologische Wert der Fassadenbegrünung liegt in ihrer Fähigkeit, städtische Räume auf innovative Weise zu begrünen, ohne zusätzliche Bodenfläche zu beanspruchen. Sie kann sowohl in Innenstädten als auch in Vororten eingesetzt werden und trägt zur Verbesserung der Luftqualität, zur Schaffung von Lebensraum für Insekten und Vögel sowie zur Gestaltung einer ästhetisch ansprechenden Umgebung bei.

Ökologische Vorteile von Dach- und Fassadenbegrünung

Kletterpflanzen in der Innenstadt
Kletterpflanzen sind nicht nur für die Umwelt ein Gewinn, sondern auch für die Menschen. Für dieses Bistro ist es beispielsweise ein echter Pluspunkt.
Foto: Unsplash/JV

Beide Begrünungsmethoden bieten eine Reihe von ökologischen Vorteilen, die einen erheblichen Einfluss auf die nachhaltige Stadtentwicklung haben:

  1. Temperaturregulierung: Dach- und Fassadenbegrünungen tragen zur Regulierung der Gebäudetemperatur bei. Sie isolieren im Winter und kühlen im Sommer. Das reduziert den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung und verringert somit den CO2-Ausstoß.
  2. Luftreinigung: Pflanzen auf Dächern und Fassaden verbessern die Luftqualität, indem sie Schadstoffe und Feinstaub aus der Luft filtern. Sie absorbieren Kohlendioxid (CO2) und geben Sauerstoff (O2) ab.
  3. Regenwassermanagement: Begrünte Flächen absorbieren Regenwasser und verhindern, dass es in die Kanalisation gelangt, wo es Überflutungen und Abwasserprobleme verursachen kann. Bei heißen Temperaturen verdunstet die Feuchtigkeit und kühlt die Umgebung.
  4. Biodiversität: Dach- und Fassadenbegrünungen fördern die Artenvielfalt in städtischen Gebieten. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für verschiedene Tiere wie Vögel, Insekten und Pflanzen.
  5. Ästhetik und psychologisches Wohlbefinden: Die grüne Umgebung hat eine positive Wirkung auf das psychische Wohlbefinden der Menschen und schafft attraktivere städtische Lebensräume.
  6. Lärmschutz: Gründächer und begrünte Fassaden wirken als Schallschutzwände und reduzieren den Lärm, der von Straßen und anderen städtischen Quellen ausgeht. Studien zufolge kann eine Begrünung die Lärmbelastung um bis zu 10 Dezibel reduzieren.

Ein Blick in die Zukunft

Dach- und Fassadenbegrünungen sind nicht nur ein vorübergehender Trend, sondern ein entscheidender Schritt in Richtung nachhaltige Stadtentwicklung. Sie trägt dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels zu mindern, die Lebensqualität in städtischen Gebieten zu verbessern und die Biodiversität zu fördern.

Um von den vielen Vorteilen zu profitieren, ist jedoch eine vollflächige Begrünung erforderlich. Architekten, Stadtplaner und Gebäudeeigentümer sollten sich der ökologischen Vorteile dieser grünen Lösungen bewusst sein und sie verstärkt in ihre Bauprojekte integrieren. Auf diese Weise können wir eine grünere, nachhaltigere und lebenswertere Zukunft für unsere Städte schaffen.

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.