Behnisch Architekten: Das Rathaus in Bad Aibling

Das Architekturbüro Behnisch Architekten hat der Innenstadt des bayrischen Bad Aibling mit dem Neubau des Rathauses neuen Glanz verliehen. Auch der Marienplatz wurde umgestaltet – optisch einheitlich und in hellen Farben gehalten ist das öffentliche Gebäude ein echter Hingucker im Herzen der Stadt.

In diesem Artikel:

  1. Behnisch Architekten in Bad Aibling
  2. Das Rathaus
  3. Der Marienplatz
  4. Energiekonzept
  5. Baudaten

Ein Gastbeitrag von Behnisch Architekten.

Behnisch Architekten in Bad Aibling

Neugestaltung von Rathaus und Marienplatz in Bad Aibling von Behnisch Architekten

Die Innenstadt des oberbayerischen Bad Aibling veränderte sich in der Zeit von 2011-12 enorm. Das alte Rathaus aus den 1970er Jahren wurde bis auf Bodenniveau abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Auch der sich davor befindende Marienplatz samt angrenzenden Straßenzügen wurde komplett neu gestaltet.

Das Rathaus ist ein echter Hingucker

Ein umfangreicher Akt, identitätsstiftend und kommunikationsfördernd. Ebenso versteht sich auch das architektonische Konzept des Rathauses selbst. Es ist ein offenes Haus, das sich in das alltägliche Leben seiner Bürger einbringt und mit dem angrenzenden Marienplatz das Zentrum des städtischen Lebens definiert.

Lageplan Rathaus und Marienplatz Bad Aibling, Behnisch Architekten

Das Rathaus in Bad Aibling

Das Rathaus ist eine leichte Konstruktion als Betonskelettbau mit Holzwänden, beplankt mit auffallenden Holztafeln

Der helle Granit des Platzes zieht sich in das Gebäudeinnere als ein öffentlicher Weg, der durch das Rathaus führt, gesäumt von Läden und einem Café. Er geht über in das mehrgeschossige Atrium, das die unterschiedlichen Nutzungen des Rathauses als fließender Raum für zufällige oder geplante Begegnungen verbindet. Bürgerservice, Stadtbücherei, Trauzimmer, Büroräume und Sitzungssäle gliedern sich auf den einzelnen Ebenen daran an. Gleichzeitig wird durch das Atrium Tageslicht in das Innere des Hauses gebracht. Insbesondere die nördliche Atriumwand lenkt und reflektiert durch ihre Ausformung und Materialität das über Oberlichtbänder einfallende Licht. Die fast schon skulpturalen Elemente der Wand setzen sich zu Brüstungen, Sitzbänken und Theken fort und verleihen dem Atrium eine besondere Anmutung.

Die leichte Konstruktion als Betonskelettbau mit Holzwänden, beplankt mit auffallenden Holztafeln, ist auch dem erhalten gebliebenen Keller samt Gründung geschuldet. Drei prominente Öffnungen an unterschiedlichen Seiten geben großartige Ausblicke auf das Stadtzentrum und die landschaftlich reizvolle Umgebung. In allen Räumen, außer wenig genutzten Nebenflächen wie Archiv- oder Technikräumen, leuchten LEDs energiesparend und langlebig. Mit Holzpellets wird geheizt und mit dem vorbeifließenden Bach gekühlt.

Der Marienplatz in Bad Aibling

Im Zuge des Rathausneubaus in Bad Aibling wurden nicht nur die unmittelbaren Außenanlagen um das Gebäude neu gestaltet. Auch die gesamte Stadtmitte mit dem Marienplatz und den angrenzenden Straßenzügen hat ein neues Erscheinungsbild.

Der Marienplatz ist Dreh- und Angelpunkt des Lebens in der Moorbäderstadt. Dementsprechend große Bedeutung kommt der Neugestaltung des Platzes zu, die neben einem neuen Verkehrskonzept auch die Erneuerung zweier angrenzender Brücken vorsieht und ein umfassendes Lichtkonzept für den Marienplatz beinhaltet.

Behnisch Architekten haben den Marienplatz und das Rathaus in Bad Aibling einheitlich neu gestaltet

Mittels unterschiedlicher Gestaltungselemente wirkt der Marienplatz optisch vergrößert. Mit seiner Umgebung regelrecht verwoben wird der Platz durch die Verwendung des bereits in den umliegenden Straßenzügen verlegten Betonwerksteinbelags. Er wird vor den Häusern der angrenzenden Straßen und in den Randbereichen eingesetzt und schafft somit einen fließenden Übergang in die neue Stadtmitte.

Das Rathaus integriert sich gut in das Stadtbild von Bad Aibling
Die Marienstatue auf dem Marienplatz in Bad Aibling

Das Verkehrskonzept beinhaltet einen von Fußgängern, Rad- und Autofahrern gleichermaßen genutzten Raum. Verkehrsberuhigt werden die Straßenzüge durch einen Mini-Kreisverkehr und durch die Verschmälerung der Fahrspur. Gleichzeitig entsteht dadurch mehr Raum vor den angrenzenden Gebäuden, der zur Bestuhlung genutzt werden kann und den Platz zusätzlich belebt. Der neu verlegte helle Granitstein ist Teil des Beleuchtungskonzeptes wie auch die runderneuerten und mit modernster LED-Technik ausgestatteten Leuchten des Marienplatzes.

Zentrales Element des Marienplatzes ist und bleibt die Marienstatue, die bereits vor der Neuordnung den Platz bestimmt hat und nun über dem neu gestalteten Brunnen thront.

Energiekonzept

Das Rathaus am Marienplatz ist im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ökologie ein wegweisendes Neubauprojekt der Stadt Bad Aibling. Bereits zu Beginn des Planungsprozesses im Jahre 2009 wurden mit der konsequenten Einsparung von Nutzenergie (hervorragende Wärmedämmung, 3-fach Verglasung mit externem Sonnenschutz, kompakte Bauform, mechanische Lüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung, LED-Technik zur Beleuchtung, Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen) beste Voraussetzungen für energiesparende Bauen geschaffen. Für das Rathaus wurde das folgende Energie- und Klimakonzept entwickelt:

Wärme aus Biomasse-Kessel, in dem der Endenergieträger mit dem geringsten Primärenergiefaktor (PEF_bio = 0.2 kWh_pe/kWh_ee) und den geringsten CO2-Emissionen (0.03 kg/kWh_ee) eingesetzt wird. In Form von Holzpellets steht dieser Endenergieträger seit Jahren mit zertifizierter, konstanter Brennstoffqualität (DIN plus / Ö-Norm) zur Verfügung und wird im waldreichen Alpenraum als Abfallprodukt aus der holzverarbeitenden Industrie in weiterhin ausreichendem Maß zur Verfügung stehen. Der verwendete Holzpelletkessel unterschreitet mit Feinstaubemissionen unter 3 mg/Nm³ bereits heute signifikant die Anforderung von 20 mg/Nm³ der 2.Stufe des 1. BImSchG, die ab 2015 gilt.

Kälte aus dem Mühlbach, der aufgrund seiner geringen sommerlichen Wassertemperaturen bestens zur freien Kühlung der Geschossdecken als thermoaktiven Bauteile, der mechanischen Lüftung und der Umluftkühlung der Serverräume geeignet ist.

Strombezug aus dem öffentlichen Netz als vertraglich vereinbarter „Öko-Strom“ von den Stadtwerken Bad Aibling, die Stromerzeugung über eine dachintegrierte PV-Anlage ist optional noch vorgesehen

Baudaten

Bauherr
Stadt Bad Aibling

Architekt
Behnisch Architekten, München

Planung und Bauzeit
2009 – 2012

Rathaus BGF / BRI
3.896 m² / 15.180 m³

Marienplatz Fläche
6.000 m²

Adresse
Marienplatz 1
83043 Bad Aibling
Deutschland

Grundriss Obergeschoss

Schnitt Rathaus Bad Aibling (Behnisch Architekten)
Schnitt Rathaus

Text: Behnisch Architekten
Bilder: David Matthiessen