Wohnen und Leben

Wir geben Anregungen und konkrete Tipps für mehr Nachhaltigkeit in den eigenen vier Wänden. Unsere Themenschwerpunkte sind Einrichten, Wohngesundheit, Garten und Elektromobilität.

Gesunde Raumluft mit mobilen Luftreinigern

Foto: Adobe Stock

Die Luftqualität hat einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden. Doch gerade die Luft in Innenräumen ist häufig mit vielen unterschiedlichen Schadstoffen und Allergenen belastet. Luftfilter können insbesondere Allergikern dabei helfen, die Raumluft davon zu befreien. Wir erklären, wie Luftfilter funktionieren und ob sich die Anschaffung lohnt.

In diesem Artikel:

  1. Unterschätzte Gefahr für Allergiker: Schadstoffe in Innenräumen
  2. Welche Allergene und Schadstoffquellen gefährden die Wohngesundheit?
  3. So funktionieren mobile Luftreiniger
  4. Corona und Luftreiniger: Wirksamkeit auch gegen Viren
  5. Ozon-Luftreiniger: Sind sie gefährlich?
  6. Fazit: Luftfilter schaffen ein allergenarmes Zuhause

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Unterschätzte Gefahr für Allergiker: Schadstoffe in Innenräumen

Insbesondere Allergiker leiden nicht nur im Frühling unter verschiedenen allergenen Substanzen, die sich auch im Innenraum anreichern können. Die Zahl der empfindlich reagierenden Personen steigt.

"Allergiker zu sein ist keine Randerscheinung. Im deutschsprachigen Raum sind 30 bis 40 Prozent der Menschen von Allergien betroffen“, berichtet Professor Dr. med. Dr. h. c. Torsten Zuberbier, Leiter der Allergiefolgenforschung der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Berliner Charité. Er ergänzt: „Wir haben bei unseren Forschungen festgestellt, dass Allergien mit fortschreitendem Alter häufiger werden. In der Gruppe der 20- bis 50-Jährigen beträgt die Quote 40 Prozent.“

Dicke Luft

Forschungen haben bestätigt, dass die Innenraumluft bis zu fünfmal stärker belastet sein kann als die Luft im Außenbereich. Eine der Ursachen dafür: Unsere Häuser werden immer luftdichter gebaut. Das ist für Allergiker Fluch und Segen zugleich. Energieeffizienz verlangt möglichst wenige Wärmeverluste. Die Luftwechselrate in modernen Häusern sinkt deshalb – sofern wir nicht manuell dafür sorgen, dass die Räume regelmäßig gelüftet werden.

Aber Lüften bedeutet in den allermeisten Fällen auch einen erneuten Eintrag von Schadstoffen. Gut haben es Eigenheimbesitzer mit einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage, die automatisch für den Luftaustausch sorgt, die Wärme im Raum auf die einströmende Luft überträgt und auch umfangreiche Filter besitzt.

Die „Indoor-Generation“ benötigt Luftreiniger für mehr Wohlbefinden

Etwa 9.000 Liter Luft atmet jeder Mensch durchschnittlich an einem Tag ein. Das Umweltbundesamt berichtet, dass wir bis zu 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen verbringen – wir sind eine regelrechte „Indoor-Generation“. Entsprechend hoch ist der Anteil der von Schadstoffen belasteten Luft in unseren Lungen.

Schadstoffe entstehen entweder im Haus selbst – etwa durch Heizen, Kochen, Zigarettenrauch, Kamine, in Form von Schimmelsporen zum Beispiel aus Blumenerde, oder sie entweichen aus Möbeln und Baustoffen. Flüchtige organische Verbindungen werden auch VOC (englisch für Volatile Organic Compounds) genannt und gelangen etwa über Haushaltschemikalien, Klebstoffe, Lacke oder Duftstoffe in die Raumluft.

Ein wichtiger Vermittler für viele gefährliche Stoffe ist der allgegenwärtige Hausstaub. Er gelangt durch die Fenster, die Lüftung oder einfach mit dem Betreten des Hauses in die Innenräume. Er entsteht aber auch direkt in den Räumen und besteht aus Hautschuppen, Haaren, Abrieb von Stoffen und Materialien. Beim Verbrennen, etwa beim Heizen, entstehen Partikel aus Verbrennungsprozessen, die sich als Schwebstaub niederlassen. Je größer die Partikel sind, desto stärker schlagen sie sich als Hausstaub in den Innenräumen nieder.

Indoor Generation
Allergene lauern überall in Innenräumen - je mehr Zeit man dort verbringt, desto besser sollte man sich schützen.
Foto: Philips

Hausstaub hat ein Gedächtnis

Warum? Hausstaub bindet Schadstoffe und gibt – wenn er länger liegt – Auskunft darüber, welche Substanzen in die Raumluft abgegeben wurden. Gefährlicher sind aber vor allem sehr kleine Partikel. Das Umweltbundesamt legt die Grenze bei zehn Mikrometern an (ein Mikrometer ist ein tausendstel Millimeter): Partikel unter dieser Größe können beim Einatmen in die Lunge gelangen und dort Reizungen auslösen bis zur Bronchitis.

Welche Allergene und Schadstoffquellen gefährden die Wohngesundheit?

Frau niest inmitten von blühenden Bäumen
Für Pollenallergiker sind Luftreiniger eine wahre Wohltat.
Foto: Adobe Stock

Allergien entstehen, wenn das Immunsystem eines Menschen auf Stoffe, die Allergene, reagiert und sie als Bedrohung fehlinterpretiert. Die Immunreaktion zeigt sich dann als milde bis heftige Beschwerden, etwa der Nase, der Haut oder der Augen. Allergien können das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Keine Frage: Im eigenen Haus will man sich wohlfühlen und insbesondere als Allergiker alle möglichen Allergene aussperren oder entfernen.

Zu den typischen Reizstoffen für Allergiker gehören:

  • Pollen finden sich vor allem im Frühjahr und Sommer im Haus. Sie können auch durch Blumen oder Gräser ins Haus gelangen.
  • Tierhaare und Hautschuppen, Federn und andere Allergene von Haustieren können bei Allergikern teilweise heftige Immunreaktionen auslösen. Wenn sich Haustiere schütteln, verteilen sich die Allergene in der Luft und auf Polstern und Teppichen. Speziell für den Umgang mit einer Katzenallergie haben wir hier Tipps für Allergiker zusammengestellt.
  • Flüchtige Organische Verbindungen (VOC) verbreiten sich beispielsweise über Haushaltsreiniger und Lufterfrischer in der Atemluft und können die Lunge reizen.
  • Schimmelsporen bereiten Allergikern und empfindlichen Personen das gesamte Jahr Schwierigkeiten. Sie gelangen von außen ins Haus, ihre Quellen können aber auch im Haus selbst liegen, etwa bei feuchten Bauteilen. Die findet Schimmel nämlich gut.
  • Hausstaubmilben leben in Betten und Polstern und scheiden Allergene aus, die beim Saubermachen in der Atemluft verteilt werden. 5 Tipps, um den Kontakt mit den Allergenen der Hausstaubmilben zu vermeiden, haben wir hier für Sie zusammengestellt.

So funktionieren mobile Luftreiniger

Relaxt am Luftreiniger
Mobile Luftreiniger saugen die Raumluft ab und schicken sie durch mehrere Filter.
Foto: Adobe Stock

Eine bewährte Möglichkeit, fast alle Allergene in der Luft zu bekämpfen und ein wirklich wohngesundes Zuhause zu schaffen sind mobile Luftreiniger. Dabei handelt es sich um die für den Hausgebrauch kompakt gestalteten kleinen Geschwister der großen Luftfilter, die während der Corona-Pandemie in Büros, Handwerksbetrieben oder Klassenzimmern heiß begehrt waren. Mobile Luftfilter können – wie der Name schon sagt – einfach von einem Raum in den anderen geschoben oder getragen werden. So können die Luftreiniger vor allem Allergiker wirksam schützen.

Die Funktionsweise ist bei allen Geräten nahezu identisch. Die Raumluft wird angesaugt und vom Luftreiniger durch eine Reihe von Filtern geführt. Die im Handel angebotenen Geräte unterscheiden sich vor allem in der Ansaugkraft, der Lautstärke und der Qualität der Filter. Die Filter sind mit Abstand das Wichtigste. Und sie sorgen für ständige Verbrauchskosten, weil sie regelmäßig erneuert werden müssen. Am besten suchen Sie nach einem Gerät mit drei Filterebenen:

  1. Ein Vorfilter sammelt groben Staub, Haare und größere Partikel ein, die aus der Raumluft herangesaugt werden. Insbesondere in Haushalten mit Tieren sollte dieser Vorfilter regelmäßig gereinigt werden, damit er nicht verstopft.
  2. Die zweite Ebene ist der wichtige HEPA-Filter. Die Abkürzung steht für das englische Wort „High Efficient Particle Filter“, was man mit „hocheffizienter Partikelfilter“ übersetzen könnte. Hier verfangen sich auch kleinste Partikel und Viren.
  3. Auf der dritten Ebene sitzt bei den besseren Geräten noch ein Aktivkohlefilter, der sich darum kümmert, dass die Luft nicht nur sauber, sondern auch geruchsfrei das Gerät verlässt.

HEPA-Filterklassen

Achten Sie beim Kauf auf zertifizierte HEPA-Filter, denn der Begriff ist nicht rechtlich geschützt - zum Beispiel von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF). Auf Nummer Sicher gehen Sie mit einem sogenannten HEPA-H13-Filter. Er filtert rund 99,95 Prozent aller Partikel in der Luft. Es gibt aber noch effizientere Filter mit den Bezeichnungen H14, True HEPA oder U15, U16 oder U17. Ihre Filterleistung steigt, je höher die Zahl im Produktnamen ist.

Filtersystem Luftreiniger
Mehrlagige Filter verwenden neben einem Vorfilter einen HEPA-Filter und einen zusätzlichen Filter aus Aktivkohle.
Foto: Dyson

Corona und Luftreiniger: Wirksamkeit auch gegen Viren

FFP-2-Maske
Moderne Luftreiniger können auch Coronaviren aus der Luft filtern.
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Erfreulich: Die Wirkungsweise der meisten Luftreiniger ist ausgesprochen gut. Die Stiftung Warentest hat in aufwendigen Untersuchungen sehr gute Ergebnisse für Allergiker erzielt.

  • In einem Testzimmer reduzierten die besten Geräte Pollen in zehn Minuten um bis zu 95 Prozent.
  • Eher schwach sind die meisten Geräte bei der Reduktion von Formaldehyd, das aus Wandfarben und Lacken in die Raumluft abgegeben wird.
  • Auch die über Aerosol verbreiteten Coronaviren werden von den meisten Luftreinigern eingefangen.

Gefährlich sind vor allem die beim Ausatmen entstehenden kleinen Aerosolpartikel, an die sich die Coronaviren anheften. Diese schweben durch die Luft und reichern sich im Raum an. Eine Kombination aus Luftreinigern und regelmäßigem Lüften entfaltet die beste Wirkung, um die Virenkonzentration in Wohnräumen wirksam zu reduzieren.

Tipps für die Auswahl des richtigen Geräts

  • Achten Sie auf einen zertifizierten HEPA-Filter.
  • Passen Sie die Leistung des Luftreinigers an die Raumgröße an. Er sollte die komplette Raumluft mindestens viermal pro Stunde gefiltert haben – so will es das Umweltbundesamt. Wenn die Filtrierrate höher ist, umso besser.
  • In Wohnräumen, aber insbesondere in Schlafräumen spielt noch ein weiterer Faktor eine große Rolle: die Lautstärke. Nicht nur lärmempfindliche Allergiker können bei Luftreinigern eventuell um den Schlaf gebracht werden. Hier hilft nur ausprobieren, denn manche Luftreiniger sind so laut wie eine Dunstabzugshaube.

Lassen Sie sich nicht von den teilweise abenteuerlichen Herstellerangaben hinsichtlich der Filterrate blenden. Manche Hersteller versprechen, dass ihre Geräte bis zu 100 Quadratmeter große Räume reinigen. Dann sinkt aber meist die Luftwechselrate auf eins – so steht es häufig versteckt im Kleingedruckten. Ermitteln Sie also genau, wie groß das Raumvolumen ist – und betreiben Sie ggf. mehrere Geräte parallel.

Ozon-Luftreiniger: Sind sie gefährlich?

Zigarettenrauch in der Luft
Ozon-Luftreiniger, die das Ozon an die Raumluft abgeben, sind insbesondere im Zusammenspiel mit Zigarettenrauch gefährlich.
Foto: Adobe Stock

Es gibt Luftreiniger, die ohne einen Filter arbeiten. Damit sie die Luft dennoch reinigen können, ionisieren sie diese. Ionen sind positiv oder negativ geladenen Teilchen. Bei Luftreinigern mit Ozon sind dies genauer gesagt Anionen – negativ geladene Teilchen. Die Anionen binden Schadstoffen in der Luft und wirken auch der Geruchsbildung, etwa von Zigarettenrauch, entgegen. Als Nebeneffekt entsteht in solchen Luftfiltern Ozon (O3).

Geben die Ozon-Luftreiniger das Ozon an die Außenluft ab, kann dies bei Allergikern und empfindlichen Personen zur Reizung der Atemwege führen. Husten und auch Kopfschmerzen sind möglich. Ozon ist ein sehr reaktives Gas. Es wird gern zur Zersetzung von Tabakgeruch eingesetzt. Die deutsche Lungenstiftung warnt davor, Ozon-Luftreiniger einzusetzen: Die dabei entstehenden Verbindungen sind noch gefährlicher als der Zigarettenrauch selbst. Achten Sie am besten darauf, dass Ozon-Luftreiniger das Gas im Inneren behalten und nicht an die Außenluft abgeben.

Besser als Ozon-Luftreiniger sind Luftfilter mit HEPA- und Aktivkohlefiltern – auch wenn deren Filter regelmäßig erneuert werden müssen.

Fazit: Luftfilter schaffen ein allergenarmes Zuhause

Luftreiniger im Wohnzimmer
Richtig dimensioniert können Luftreiniger ein Wohnzimmer von über 99 Prozent der Allergene befreien.
Foto: Philips
  • Die Luftqualität in Innenräumen ist wichtig für unser Wohlbefinden – insbesondere, wenn Sie Allergiker sind.
  • Wir halten uns bis zu 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen auf – entsprechend wichtig ist es, Allergene aus der Luft zu entfernen.
  • Pollen, Tierhaare, flüchtige organische Verbindungen, Schimmelsporen und der Kot von Hausstaubmilben können allergische Reaktionen auslösen.
  • Mobile Luftreiniger können die Belastung der Luft mit Schadstoffen zu über 99 Prozent reduzieren. Luftreiniger helfen sogar gegen Coronaviren.
  • Das Wichtigste am Luftreiniger ist der Filter: Achten Sie auf zertifizierte HEPA-Filter, am besten mit mehreren Filterschichten.