Urbane Nachverdichtung: das Kontorhaus Leipzig

Urbane Nachverdichtung: das Kontorhaus Leipzig.
Bild: Knoche Architekten BDA Roland Halbe

Urbane Nachverdichtung birgt das Potenzial, in wachsenden Städten neuen Wohn- und Büroraum zu schaffen, ohne dass Fläche neu versiegelt wird. Des Weiteren sorgen bei dem Projekt spezielle Tonziegel dafür, dass die Verwendung eines Wärmedämmverbundsystems überflüssig wurde.

In diesem Artikel:

  1. Ausgezeichnetes Projekt urbaner Nachverdichtung
  2. Nachverdichtung mit Respekt vor dem Bestand
  3. Anbindung und Eigenständigkeit zugleich
  4. Baudaten und Auszeichnungen
  5. Über Wienerberger

Ein Gastbeitrag von Wienerberger.

Ausgezeichnetes Projekt urbaner Nachverdichtung

Gleich mehrfach wurde die Sanierung und Aufstockung eines denkmalgeschützten Kontorhauses in Leipzig ausgezeichnet – als positives Beispiel für innerstädtische Nachverdichtung und für die geforderte Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten. Ebenso einfühlsam wie souverän ergänzten die Architekten den massiven Bestand um massives Volumen. Der Ziegel bildet dabei die perfekte Brücke zwischen charakterstarkem Industriedenkmal und formal eigenständigem Aufbau. Das Ergebnis: eine städtebaulich markante Kubatur, die die Aufstockung sichtbar lässt und gleichzeitig wesentliche Elemente aus dem Bestand weiterführt.

 

Die Nachverdichtung des Kontorhauses Leipzig sorgt für ein zusätzliches Geschoss, in dem sich nun zwei Wohnungen befinden
Das neue Dachgeschoss des Kontorhauses in Leipzig greift in seiner Materialität wesentliche Merkmale des bestehenden, massiven Ziegelbaus auf. Es fügt sich durch seine zurückhaltende Form- und Farbsprache in die Bestandskulisse ein und grenzt sich zugleich optisch ab. (Bild: Knoche Architekten BDA / Roland Halbe)

Für die Aufstockung einer ehemaligen Celluloidfabrik in Leipzig entschieden sich die Architekten von Knoche Architekten BDA für die Schaffung einer stilistisch und strukturell kompakten Struktur auf dem soliden Basisgebäude – ein eingetragenes Industriedenkmal aus dem Jahre 1896. Als Beispiel für Weiterbauen im Bestand leistet das Projekt einen gelungenen Beitrag zur Baukultur urbanen Wohnens. Der dabei geschaffene Wohnraum ist mit 315 Quadratmetern zwar flächenmäßig überschaubar, doch hat das sensibel umgesetzte Projekt deshalb nicht weniger Vorbildcharakter; Nachverdichtung und Vermeidung des Donut-Effekts in einer wachsenden Stadt. Zusammen mit dem sanierten Bestandsbau sind heute auf insgesamt 1.250 Quadratmetern Wohnen und Co-Working-Space harmonisch vereint.

Nachverdichtung durch ein zusätzliches Geschoss;  Nach der Erweiterung umfasst das Kontorhaus in Leipzig insgesamt 1.250 Quadratmeter
Nach der Erweiterung umfasst das Kontorhaus in Leipzig insgesamt 1.250 Quadratmeter. Der durchdachte Plan der Architekten konnte 315 Quadratmeter mehr Raum schaffen. Davon fallen 190 Quadratmeter auf die größere Wohnung und 80 Quadratmeter auf die kleinere. Der restliche Raum verteilt sich auf das neue Treppenhaus mit Aufzug sowie auf Konstruktionsfläche. (Bild: Knoche Architekten BDA)

Nachverdichtung mit Respekt vor dem Bestand

Bei der Aufstockung gingen die Planer von Knoche Architekten buchstäblich massiv vor: „Maßgabe war die Verdichtung der umgebenden Stadtstruktur, die aus mehrgeschossigen, gründerzeitlichen Wohn- und Gewerbebauten besteht. In dieser Struktur hatte das bestehende Kontorhaus aufgrund seiner geringen Höhe nur eine untergeordnete Präsenz, obwohl es gut sichtbar an einer markanten Kreuzung steht“, führt Prof. Knoche aus. „Wir wollten das Volumen daher stärken und die Aufstockung massiv ausführen. Gleichzeitig sollte dabei die Gebäudekontur versatzfrei übernommen werden. Also Weiterbauen mit Respekt vor der Substanz, das Gegenteil der häufig zurückgesetzten, gläsernen Parasiten.“

Das neue Dachgeschoss greift hierfür wesentliche Merkmale des bestehenden Ziegelbaus auf, allen voran das Material selbst; Der Aufbau aus tragenden, hochwärmedämmenden Poroton-Ziegeln S9-MiWo in 36,5 cm Wandstärke und Ziegelmontagedecken von Wienerberger kann auf ein Wärmedämmverbundsystem verzichten. Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Altbaus werden so bautechnologisch weitergeführt. Stahlträger leiten die Lasten in die tragenden Außen- und Innenwände ein. „Tonbaustoffe wie die eingebaute Ziegeldecke und die Außenwände mit Wärmedämm-Mauerwerk waren hier die beste Wahl, weil sie leicht sind und sich auch im Bestand einfach verarbeiten lassen“, sagt Prof. Knoche. „Außerdem können Tonbaustoffe Wärme und Feuchtigkeit speichern und wieder abgeben. Damit besitzen sie eine für Wohn- und Aufenthaltsbereiche optimale bauphysikalische Qualität.“

[Einschub der Redaktion: warum viele Wärmedämmverbundsysteme nicht recycelbar sind und welche ökologischen Alternativen es gibt, können Sie hier lesen.]

Durch spezielle Proton-Ziegel konnte auf ein Wärmedämmverbundsystem verzichtet werden
Die Planer von Knoche Architekten entschieden sich bei der Aufstockung für ein massives Volumen auf einem massiven Be-stand. Das gesamte Mauerwerk besteht aus hochwärmedämmenden Poroton-Ziegeln und Ziegel-montagedecken von Wienerberger. (Bild: Knoche Architekten BDA)

Anbindung und Eigenständigkeit zugleich

Vor allem durch Farbgebung und moderne Geradlinigkeit hebt sich der Aufbau deutlich vom Bestand ab. Die bewusst unregelmäßige Abfolge und Dimensionierung der Fenster, die zugleich die vertikalen Kanten der Bestandsfenster aufnehmen, betonen sowohl Anbindung wie Eigenständigkeit des neuen Geschosses. Auf Vorsprünge oder Balkone wurde analog zum Bestand verzichtet. Die kleine Wohnung erhielt stattdessen eine eingeschnittene Loggia, die große Wohnung einen innenliegenden Patio. Nur der hofseitige Vorbau des Bestandes wird oben als Austritt vor die Fassade genutzt. Hier verläuft die Kontur der Aufstockung geradlinig durch.

 

Nachverdichtung schafft Wohnraum: Bei den neuen Wohnungen wurde analog zum Bestand, bis auf die Fortführung des hofseitigen Vor-baus, auf Vorsprünge und Balko-ne verzichtet. Stattdessen erhielt die kleinere Wohnung eine eingeschnittene Loggia und die größ
Bei den neuen Wohnungen wurde analog zum Bestand, bis auf die Fortführung des hofseitigen Vorbaus, auf Vorsprünge und Balkone verzichtet. Stattdessen erhielt die kleinere Wohnung eine eingeschnittene Loggia und die größere einen innenliegenden Patio. (Bilder: Knoche Architekten BDA / Roland Halbe)

„Wichtig war uns, die architektonische Balance zu finden zwischen formaler Zurückhaltung und einer dennoch eigenständigen Gestaltung“, erklärt Prof. Christian Knoche, Knoche Architekten BDA. „Wir haben daher beispielsweise die Fassadengliederung sehr genau studiert und die neuen Fenster nach der bestehenden Maßordnung gesetzt. Auf den regelmäßig strukturierten Straßenseiten wurden trotzdem einzelne Fenster weggelassen und andere zu Panoramafenstern zusammengefasst. So wird auch die neue Nutzung Wohnen ablesbar, ohne das Gebäude zu dominieren.“

Struktur durch Putz und Fugen

Im Bereich des Dachrandes wird die horizontale Gliederung des Bestandes aufgegriffen, während die Außenwände mit ihrer handwerklich ausgeführten, horizontal reliefierten Putzstruktur die Rauheit des Ziegelmauerwerks neu formulieren. Ausgeführt wurde die Putzfläche als Kammputz mit 15 mm tiefen Fugen, wie Prof. Knoche erklärt: „Dabei verlaufen die Fugen wie die Lagerfugen des Mauerwerks absolut und exakt horizontal. Ihre Ausführung zeigt den Herstellungsprozess: Der Putz wurde wie aufgetragen belassen, geringfügige Fehlstellen also im Nachgang nicht korrigiert. Das führt zu einer sehr handwerklichen Anmutung, die mit dem Bestandsmauerwerk sehr schön harmoniert.“ Die zurückhaltende Formensprache und der graue Putzton mit Horizontal-Reliefierung fügen sich dadurch in die Bestandskulisse ein und belegen gleichzeitig die Authentizität des Neuen.

 

Die handwerklich ausgeführte Kammputz-Struktur mit ausgeprägter Reliefierung formuliert die Rauheit des Ziegelmauerwerks neu. Dabei verlaufen die Putzfugen wie die Lagerfugen des Mauerwerks absolut und exakt horizontal.
Die handwerklich ausgeführte Kammputz-Struktur mit ausgeprägter Reliefierung formuliert die Rauheit des Ziegelmauerwerks neu. Dabei verlaufen die Putzfugen wie die Lagerfugen des Mauerwerks absolut und exakt horizontal. (Bild: Knoche Architekten BDA)

Baudaten und Auszeichnungen

Die Aufstockung des Kontorhauses wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Architekturpreis der Stadt Leipzig (2017). Darüber hinaus erhielt Knoche Architekten 2019 vom Bund Deutscher Architekten (BDA) in Sachsen die Anerkennung für „die erfolgreiche Renovierung und Nachverdichtung eines Industriedenkmals und außergewöhnliche architektonische Virtuosität“.

Objekt
Aufstockung Kontorhaus Leipzig

Standort
Ecke Holbeinstraße/Stieglitzstraße, Leipzig

Architekten
Knoche Architekten BDA, Leipzig

Außenwände/Fassade
Poroton S9-36,5-MiWo, Putzfassade mit Kammputzstruktur

Ziegeldecke
Poroton Ziegeldecke V-TEC und Ziegeldecke FILIGRAN

Wohnungs-/Haustrennwände
Poroton-Plan-T9 36,5; HLZ Plan-T 17,5-1,4; Poroton-Plan-T 24,0-0,9; Poroton-Plan-T14 30,0; Poroton-Plan-T18 17,5

Anschlussdetails Systemzubehör
Poroton Anschlagschalen (P-AS), Deckenrandschalen (DRS), U-Schalen, Zwischenwandplatten (ZWP) und weitere Systemergänzungen

Fertigstellung
2017

Im neuen Obergeschoss des Kontorhauses in Leipzig fanden zwei geräumige, lichtdurchflutete Wohnungen Platz.
Bilder: Knoche Architekten BDA / Roland Halbe

Über Wienerberger

Die deutsche Wienerberger GmbH mit Sitz in Hannover zählt zu den führenden Ziegelherstellern in Deutschland. Sie ist hundertprozentige Tochter der österreichischen Wienerberger AG und seit 1986 auf dem deutschen Markt präsent. Zum Unternehmen zählen aktuell deutschlandweit 16 Ziegelwerke, darunter neun für Poroton-Hintermauerziegel, drei für Terca-Vormauerziegel und Penter-Pflasterklinker sowie drei für Koramic-Dachziegel. Die Argeton-Fassadenplatten werden individuell für jedes Bauvorhaben im Werk Görlitz hergestellt. Wienerberger entwickelt und produziert Tonbaustoffe für die Gebäudehülle vom Keller über die Wand bis zum Dach sowie für die Gestaltung von Freiflächen.

Kunden profitieren zudem von einer großen Bandbreite an Services, die sich von der Baustelleneinweisung über eine technische Hotline bis hin zu verschiedenen digitalen Tools erstreckt. Die Wienerberger GmbH beschäftigt am Hauptsitz Hannover und in den verschiedenen Werken insgesamt rund 1500 Mitarbeiter. Als Tochter der traditionsreichen Wienerberger AG profitiert das Unternehmen von mehr als 200 Jahren Erfahrung in der Kunst des Ziegelbrennens. Europaweit arbeitet ein leistungsstarkes Forschungsteam kontinuierlich daran, die Produkte zu verbessern und neue zu entwickeln. Dadurch gewährleistet Wienerberger eine hohe und ausgereifte Produktqualität in Verbindung mit modernsten und ressourcenschonenden Produktionstechnologien.

Wienerberger ist zudem online präsent; Auf Instagram finden Planer Anregungen zum Bauen mit Ton, und auf Facebook veröffentlicht der Tonbaustoffproduzent regelmäßig Einblicke in das Unternehmen sowie News aus der Baubranche.

Text: Franziska Klug und Rebecca Rieder-Tschernov der Ansel & Möllers GmbH | PR-Agentur