Radon messen im eigenen Haus

Ein Beitrag unserer Redaktion.

In Deutschland sterben viele Menschen, nachdem sie jahrelang Radon eingeatmet haben, denn das Gas ist mit den menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar. Um das persönliche Risiko in den eigenen vier Wänden einzuschätzen, sind Radonmessungen erforderlich.

Symbol von Radon

Radon ist ein radioaktives Gas, das aus tiefen Erdschichten an die Oberfläche kommt, in Gebäude eindringen kann und somit ein Gesundheitsrisiko darstellen kann.

Außerdem kann Radon in geringen Anteilen aus Baustoffen wie Tuff, Phosphatschlacke oder Phosphatgips freigesetzt werden, die heute jedoch keine Verwendung mehr finden.

Radon als Gesundheitsrisiko

Man kann Radon weder sehen noch riechen oder schmecken. Des Weiteren erhöht es im Langzeiteffekt nachweislich das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Radioaktive Belastungen in Innenräumen stellen sogar die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs dar.

Auf Grund des langjährigen Einatmens von Radon und seinen radioaktiven Zerfallsprodukten sind allein in Deutschland pro Jahr ungefähr 1.900 Todesfälle zu bedauern. Um dem entgegenzuwirken, besteht seit Dezember 2018 in Deutschland und ganz Europa die gesetzliche Pflicht, radonsicher zu bauen.

 

Neues Gesetz zu Radon

Mit dem Strahlenschutzgesetz (StrSchG) und der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) wurde dann erstmalig der Schutz der Gebäudenutzer und Arbeitnehmer vor Radon in Gebäuden gesetzlich verankert.

In allen Aufenthaltsräumen und an allen Arbeitsplätzen sind dadurch nur noch geringe Konzentrationen von Radon zulässig. Als Referenzwert gelten 300 Bq/m³ (Becquerel pro Kubikmeter) im Jahresmittel.

Ausführliche Informationen sind beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS.de) erhältlich. Gesetz, Verordnung und ein Radon-Maßnahmenplan sollen durch entsprechende Maßnahmen am Bau die Gesundheit ausreichend schützen.

 

Radon-Maßnahmenplan 2020

  • Entwicklung einheitlicher Strategien zur Messung in Innenräumen und in der Bodenluft
  • Radonmessungen in Gebäuden und in der Bodenluft
  • Bewertung von baulichen Maßnahmen
  • Förderungen der Eigeninitiative von Bürgern
    Quelle: BfS

Der Gesetzgeber ist verpflichtet, bis Ende 2020 sogenannte Radonvorsorgegebiete auszuweisen. Dies sind Gebiete, in denen bei einer „beträchtlichen Zahl von Gebäuden“ Überschreitungen der Referenzwerte zu erwarten sind. Aus dieser Gebietsfestlegung resultieren rechtliche Pflichten für Bauvorhaben sowie für Radonmessungen. Das gilt vor allem für Arbeitsplätze in Erd- und Kellergeschossen.

Wie hoch Radonkonzentrationen in Innenräumen sein können, hängt im Wesentlichen von drei Hauptfaktoren ab:

  • Radonkonzentration in der aufsteigenden Bodenluft
  • Gasdurchlässigkeit (Permeabilität) des Untergrundes
  • Zustand der Gebäudehülle mit Erdberührung

Radonkonzentration und Permeabilität sind naturgegebene Größen, aber die bauliche Qualität des Gebäudes können wir direkt beeinflussen. Zudem kann die Konzentration von Radon stark schwanken, je nach Jahreszeit, Wetterlage, Luftdruck und Nutzerverhalten im Gebäude, zum Beispiel durch Lüftung und Luftwechselrate.

Radon professionell messen lassen

Grundsätzlich können alle Gebäude erhöhte Radonwerte aufweisen, neue und bestehende, mit und ohne Keller, im Flach- und im Bergland. Die Konzentration von Radon nimmt jedoch in den meisten Gebäuden von Stockwerk zu Stockwerk nach oben hin ab. Deswegen sind Radonmessungen besonders in Wohnungen im Erdgeschoss, Souterrain oder in häufig genutzten Untergeschossräumen wie Hobbyräumen sinnvoll.

Ein Kamineffekt kann allerdings auch in oberen Etagen von Gebäuden mit offenen Treppenhäusern, Aufzügen und Versorgungs- oder Wäscheschächten die Radonwerte erhöhen.

Die ‘Radon-Karten’, die man auch im Internet findet, sollten dabei lediglich als Orientierungshilfe im groben regionalen Maßstab dienen. Denn sie lassen keine Vorhersage zu, wie hoch die Konzentration des Radons vor Ort tatsächlich ist. Somit steigt der Bedarf an fachgerechten Messungen in Innenräumen und in der Bodenluft. Potenzielle Eintrittspfade können außerdem mittels ‘Sniffing’ erkannt werden. Speziell ausgebildete Fachpersonen bieten dafür professionelle Messungen, Begutachtungen und Beratungen an.

Radonkarte des BfS: Konzentration von Radon in der Bodenluft in Deutschland
Radonkonzentration in der Bodenluft Bild: Bundesamt für Strahlenschutz

Radon messen: die Methoden

Radonkonzentrationen in der Raumluft

Im Wesentlichen werden zwei Messmethoden eingesetzt: kurze und lange. Welche Strategie besser geeignet ist, richtet sind nach den jeweiligen Fragestellungen und dem Einsatzzweck. Oftmals ist eine Kombination dieser Methoden sinnvoll, um die Situation vor Ort am besten einschätzen zu können. Wichtig ist bei allen Messungen, dass sie fachgerecht durchgeführt werden. Private Messungen sind zwar möglich, die Ergebnisse sind aber meist wenig belastbar. Beratungsstellen der Bundesländer zum Thema Radon liefern weitere Informationen.

Radon messen in Innenräumen: digitales Radonmessgerät
Bild: Sarad GmbH
digitales Radonmessgerät
Bild: Sarad GmbH

Digitale Radonmessgeräte für Innenräume gibt es sowohl mit als auch ohne Luftdrucksensor.

Kurzzeitmessung

Kurzzeitmessungen verschaffen einen ersten Eindruck zur Orientierung. Dies ist beispielsweise wichtig für Kontrollmessungen in Neubauten. In Bestandsgebäuden dienen Kurzzeitmessungen zur raschen ersten Einschätzung der Sachlage sowie zur Überprüfung der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Abhilfe. Diese können zum Beispiel Maßnahmen wie Abdichtungen und ein verändertes Lüftungsverhalten sein.

Außerdem dienen Kurzzeitmessungen auch zum Aufspüren von Radon-Eintrittspfaden, zum Beispiel an undichten Ritzen, Fugen, Schächten, Kanälen und sonstigen Öffnungen. Dafür werden bevorzugt elektronische Messgeräte mit digitaler Anzeige und Datenspeicherung zur computergestützten Auswertung eingesetzt.

Des Weiteren ermöglichen zusätzliche Daten einen detaillierteren Einblick in die Gesamtsituation im Gebäude. Minimal- und Maximalwerte sowie Quellstärke sind wichtige Parameter zur Einschätzung vor Ort. Lufttemperatur und Luftfeuchte spiegeln das Lüftungsverhalten wider. Der Luftdruck zeigt die Wettereinflüsse.

Kurzzeitmessungen dauern Tage bis Wochen. Je kürzer die Messdauer sein soll (beispielsweise um möglichst schnell einen ersten Eindruck zu erhalten), desto hochwertiger und empfindlicher müssen die verwendeten Messgeräte sein. Mit speziellen Messgeräten können sogar innerhalb von Stunden oder gar Minuten orientierende Radonwerte erhoben werden.

 

Langzeitmessung

Langzeitmessungen dauern hingegen idealerweise 12 Monate, denn so kann der tatsächliche Jahresmittelwert festgestellt werden. Langzeitmessungen sind zudem für den Abgleich mit gesetzlichen Vorgaben erforderlich. Wenn die Messdauer deutlich kürzer als ein Jahr ist, können saisonale Unterschiede und wetterbedingte Schwankungen in den Radonkonzentrationen zu Abweichungen vom eigentlichen Jahresmittelwert führen.

Für Langzeitmessungen werden bevorzugt Kernspurexposimeter eingesetzt. Diese werden vereinfachend auch ‘Dosimeter’ oder ‘Messdosen’ genannt. Wichtig hierbei ist, dass qualitativ hochwertige Dosimeter nach DIN ISO 11665-4 von akkreditierten Laboren verwendet werden. Eine Liste der Labore wird jährlich durch das BfS veröffentlicht.

Größe des Kernspurexposimeters
Bild: Pamela Jentner

 

Kernspurexposimeter – kurz Messdose oder Dosimeter genannt – sind relativ klein und deshalb einfach zu handhaben. Die Messung dauert allerdings mindestens drei Monate.

Die Messdosen werden mindestens drei Monate während der Heizperiode aufgestellt. Nach Abschluss der Messdauer werden sie dann an das Labor des Herstellers geschickt und ausgewertet, das Ergebnis ist ein Mittelwert. Aussagen über den zeitlichen Verlauf oder Maximalwerte sind mit dieser Messmethode jedoch nicht möglich.

 

Radon in der Bodenluft messen

Bevor ein Gebäude gebaut wird, kann Radon in der Bodenluft des Baugrundes gemessen werden. Daraus wird dann abgelesen, wie hoch die Radonbelastungen im Untergrund an dieser Stelle zum Messzeitpunkt sind. Davon kann abgeleitet werden, ob erhöhte Schutzmaßnahmen gegen Radon für Neubauten sinnvoll sind.

eine Bodenluftsonde mit einem digitalen Messgerät
Radon-Bodenluftmessung über Bodenluftsonde mit digitalem Messgerät (Bild: Pamela Jentner)

Des Weiteren können Radonwerte je nach Untergrund, Jahreszeit und Wetterlage stark variieren. So finden wir in Deutschland Radonkonzentrationen in der Bodenluft von z.B. unter 20.000 Bq/m³ bis über 500.000 Bq/m³. Doch auch innerhalb eines Baugrundstücks können die Radonwerte variieren. Deshalb ist es sinnvoll, auf einem Bauplatz an mehreren Stellen zu messen, um einen zuverlässigeren Eindruck zu bekommen.
Doch Vorsicht vor Missverständnissen: Oftmals werden Radonwerte in der Bodenluft in Kilo-Becquerel (kBq/m³) angegeben, auch in den sogenannten ‘Radon-Karten’. 1 kBq/m³ entspricht 1000 Bq/m³. Dieser ‘Faktor 1000’ kann jedoch leicht übersehen werden.

Des Weiteren kann Radon in der Bodenluft aktiv digital oder passiv kurzzeitig gemessen werden. Vorteilhaft sind dafür hochwertige, digitale Messgeräte, die innerhalb von einigen Minuten oder Stunden orientierende Aussagen direkt vor Ort zulassen. Eine Bodenluftmessung mit passiven Messdosen erfordert hingegen eine Messdauer von 2 Wochen, zuzüglich der Zeit für die Laborauswertung. Oftmals sind jedoch raschere Ergebnisse für Bauvorhaben gewünscht.

Wurden erhöhte Werte festgestellt, dann können unterschiedliche Maßnahmen wie Abdichtung und Lüftung durchgeführt werden. Dazu mehr in folgenden Beiträgen.

Text: Pamela Jentner
Bilder, wenn nicht anders gekennzeichnet: Pixabay