Nachhaltige Wärmedämmung mit Naturdämmstoffen

Bauherren und Hausbesitzer setzen immer häufiger auf Dämmung aus natürlichen Rohstoffen bei Hausbau und Sanierung. Das wirkt sich auch positiv auf die Wohngesundheit aus. Hier stellen wir verschiedene nachhaltige Dämmmaterialien vor.

In diesem Artikel:

  1. Vorteile von Naturdämmstoffen
  2. Dämmen mit Holz
  3. Dämmen mit Flachs und Hanf
  4. Dämmen mit Stroh und Seegras
  5. Dämmen mit Schilf
  6. Dämmen mit Schafswolle und Baumwolle
  7. Dämmen mit Kork und Kokos

Christian Schaar
Fachautor CRADLE

Dämmen mit Naturdämmstoffen

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Naturdämmstoffe, die Feuchtigkeit unterschiedlich gut aufnehmen und unterschiedliche Wärmespeicherkapazitäten und Wärmeleitfähigkeiten aufweisen. Nachhaltige Dämmstoffe sind zum Beispiel Holz, Zellulose, Flachs, Hanf, Stroh, Seegras, Schilf, Schafwolle, Baumwolle, Kork oder Kokos, die zu losem Material oder Platten weiterverarbeitet werden.

Die Wahl des richtigen Naturdämmstoffes hängt vom Verwendungszweck ab. Da sich die Naturmaterialien aufgrund ihrer unterschiedlichen Eigenschaften nur für bestimmte Bauteile und Einsatzbereiche eignen, sollten Hausbesitzer und Bauherren bei der Wahl des richtigen Dämmstoffes für Dach, Decke, Wände oder Boden darauf achten.

Ein Dachstuhl wird mit Holzfaserdämmung isoliert.
Bilder: S2 GmbH

Vorteile von Naturdämmstoffen gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen

Anders als fossile und mineralische Rohstoffe schonen natürliche Dämmstoffe durch ihre CO2-neutrale Ökobilanz Ressourcen und Klima. Auch der Energieverbrauch bei der Herstellung von Dämmstoffen aus Holz, Flachs, Stroh oder Kork ist um einiges niedriger als bei herkömmlichen Dämmmaterialien. Zudem stammen viele Naturdämmstoffe aus der regionalen Land- und Forstwirtschaft: es sind keine langen Transportwege notwendig, die die Umwelt belasten.

Isolierung mit Klimamembran
Eine fertig isolierte Wand, mit Klimamembran und der Lattung für die noch offene Installationsebene. Der nächste Schritt wäre hier das Einbringen der Elektroinstallation. Dann wird diese Schicht (Installationsebene genannt) ebenfalls mit einer dünnen Lage Holzfaserdämmung isoliert und anschließend mit Gipsfaserplatten beplankt.
Foto: S2 GmbH

Nicht zu unterschätzen sind auch die positiven Effekte auf die Wohngesundheit. Natürliche Dämmmaterialien haben auszeichnete feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften und verbessern das Raumklima. Im Gegensatz zu industriellen Dämmstoffen gleichen sie Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen besser aus.

Neben einer optimalen Isolierung gegen Kälte bieten sie einen effektiven Hitzeschutz und haben schalldämpfende Eigenschaften.

Bei Dämmmaßnahmen mit natürlichen Materialien ist jedoch zu bedenken, dass diese der Baustoffklasse 2 angehören und damit normal entflammbar sind. Das heißt, dass viele natürliche Materialien vor ihrer Verwendung als Dämmstoff unter anderem mit Brandhemmern und künstlichen Bindemitteln behandelt werden. Des Weiteren sind aufgrund der höheren Wärmeleitfähigkeit dickere Materialstärken erforderlich.

Naturdämmstoffe und allen voran Holzfaserprodukte haben beim sommerlichen Hitzeschutz aufgrund der größeren Phasenverschiebung, die ungleich größer als bei Mineralfaserdämmstoffen ist, ganz entscheidend die Nase vorn. Das ist vor allem angesichts des wärmer werdenden Klimas ein wichtiges Argument.

Nachhaltige Naturdämmstoffe im Überblick

Naturdämmstoff Holz

Holz ist ein klassischer Naturdämmstoff, der im Sommer und Winter nicht nur Hitze- bzw. Kälte-, sondern als Bodendämmung auch Schallschutz bietet. Für die Dämmung von Häusern wird Holz in Form von Holzfasern, -platten oder Zellulose eingesetzt. Holzfasern, die aus Sägeresten und Hackschnitzeln von Nadelhölzern stammen, können als loses Dämmmaterial verwendet oder zu Holzfasermatten verarbeitet werden.

Holzfaserdämmstoffe haben eine Wärmeleitfähigkeit von 0,040 Watt pro Meter und Kelvin und können als Holzweichfaserplatte für die Dachdämmung, als Putzträgerplatte für die Fassadendämmung oder zur Innendämmung zum Einsatz kommen. Holz reguliert die Luftfeuchtigkeit in den Räumen und erzeugt ein angenehmes Raumklima. Zudem besteht die Option, die Fassade mit Holz zu verkleiden. Das ist nicht nur eine optische Aufwertung, sondern bietet zusätzlichen Dämmschutz. Eine Wärme- bzw. Außendämmung ist dennoch notwendig, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Dämmen mit Flachs und Hanf

Dämmen mit Hanf: Hanf ist ein nachhaltiger Naturdämmstoff

Flachs und Hanf eignen sich für die Dämmung des Daches, der Wände und Böden. Während Flachs in Form von Matten an Dächern und Geschossdenken zum Einsatz kommt, ist Hanf auch für die Dämmung der Wände bestens geeignet. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von rund 0,040 Watt pro Meter und Kelvin, bieten die Naturdämmstoffe einen sehr guten Wärmeschutz. Da Flachs und Hanf gute Schalldämpfungseigenschaften aufweisen, eignen sie sich ebenfalls gut als Trittschalldämmung.

Baustoff-Innovation: Hanfbeton

Im Massivholzbau kommt Hanf vor allem in Form von Hanfbeton zum Einsatz. Hanfbeton kann ähnlich wie Beton in Schalungen gegossen werden. Er lässt sich auch in Form von vorgefertigten Hanfsteinen produzieren, die sofort auf der Baustelle eingesetzt werden können.

In unserem Artikel erfahren Sie mehr über die Eigenschaften sowie die Vor- und Nachteile des innovativen Baustoffs Hanfbeton »

Stroh und Seegras als natürliches Dämmmaterial

Dämmen mit Stroh: Stroh ist ein nachhaltiger Dämmstoff

Der Energieaufwand für Stroh ist besonders niedrig, denn der Dämmstoff wird aus Weizen, Hafer, Roggen oder Gerste hergestellt. Für die Dämmung wird das Stroh so dicht zu Ballen gepresst, dass der Feuchtigkeitsgehalt nur noch höchstens bei 15 Prozent liegt. Mit seiner sehr guten Wärmespeicherkapazität eignet sich Stroh vor allem für Dächer oder das Auffüllen von Hohlräumen an Türen und Fenstern. Durch seine guten Schallschutzeigenschaften bietet sich die Dämmung aber ebenso für Fußböden an.

Altes Wissen, neu entdeckt: Dämmen mit Stroh

Die Verwendung von Strohdämmung ist eine ökologische Alternative zu herkömmlichen Dämmstoffen wie Mineralwolle, Styropor oder Polyurethanschaum. Als nachwachsender Rohstoff hat er eine geringere Umweltbelastung im Vergleich zu synthetischen Materialien.

In unserem Artikel erfahren Sie mehr über das Dämmen mit Stroh »

Eine Alternative zu Stroh als Naturdämmstoff ist Seegras, das eine Wärmeleitfähigkeit von 0,042 Watt pro Meter und Kelvin hat. Die zerkleinerten und gereinigten Fasern werden für die Dämmung in Decken, Innen- und Außenwänden oder Dächern eingesetzt, wo sie in die Hohlräume gestopft oder eingeblasen werden. Das immer wieder nachwachsende Seegras an der Ostsee und am Mittelmeer lässt sich besonders umweltfreundlich ernten, wobei die Herstellung und Aufbereitung nur wenig Energie verbraucht.

Dämmen mit Seegras

Seegras ist möglicherweise der nachhaltigste Dämmstoff der Welt. Denn dieser Rohstoff aus der Natur braucht nicht extra angebaut zu werden − er muss nur eingesammelt und mit einfachen Mitteln, wie Waschen und Trocknen, aufbereitet werden. Das reine Naturmaterial ist bereits das Produkt, es bedarf keinerlei Zusätze. Seegras ist von Natur aus resistent gegen Schimmel und Schädlinge und brennt nicht.

In unserem Artikel erfahren Sie mehr über das Dämmen mit Seegras »

Naturdämmstoff Schilf

Als traditioneller Dämmstoff kommt Schilf bereits seit einigen Jahrhunderten beim Hausbau zum Einsatz. Es nimmt keine Feuchtigkeit auf und verrottet kaum, sodass sich keine Fäulnis oder Pilze bilden können. Durch den hohen Kieselsäuregehalt hat es ebenfalls brandhemmende Eigenschaften. Gepresste Schilfrohre werden mit Drähten oder Schnur zu Platten verbunden, die sich bestens als Deckmaterial oder Putzgrund eignen.

Mit Schafwolle und Baumwolle dämmen

Schafwolle ist der einzige Dämmstoff aus tierischen Fasern, der in Form von Vlies, Filz, Matten, Wollballen oder Platten für die Dämmung von Wänden, Böden und Dächern zum Einsatz kommt. Die Wolle kann bis zu 33 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und speichert Wärme aufgrund ihrer vielen Hohlräume besonders gut. Sie hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 bis 0,045 Watt pro Meter und Kelvin und ist ebenfalls als Trittschalldämmung geeignet. Dank des Eiweißproteins Keratin kann Schafwolle zudem Schadstoffe binden, wie zum Beispiel Formaldehyd, und die Raumluft reinigen.

Sowohl Schaf- als auch Baumwolle eignen sich zum Stopfen von Hohlräumen in Böden, Wänden, an Fenstern und Türen. Baumwolle wird unter anderem in Form von Dämmmatten und -filzen für die Dämmung von Hohlräumen oder Trittschalldämmung verwendet. Um Schimmelbildung und Insektenbefall zu vermeiden sowie die Brandschutzeigenschaften zu verbessern, werden die Baumwollfasern mit Borsalz imprägniert.

Dämmen mit Kork und Kokos

Auch Kork ist ein nachwachsender Rohstoff, der vielseitig als Dämmmaterial verwendbar ist, ob in Form von Korkgranulat für die Zwischensparrendämmung, als Backkorkplatten für die Aufdachdämmung oder für Wärmedämmverbundsysteme (WDVS). Der Naturdämmstoff wird aus der Korkeiche gewonnen, die alle neun bis zehn Jahre geschält wird. Da er kaum Nässe aufnimmt, eignet sich Kork für feuchtigkeitsanfällige Bereich.

Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,45 bis 0,055 Watt pro Meter und Kelvin ist Kokos ebenfalls ein effektiver Dämmstoff, der aus den äußeren Fasern der Kokosnuss gewonnen wird. Diese werden zu Matten, Filzen oder Platten weiterverarbeitet. Kokos kommt vor allem in der Innendämmung zum Einsatz, zum Beispiel im Dach zwischen den Sparren. Im Außenbereich eignet sich das Naturmaterial für die Fassadendämmung

Bilder, wenn nicht anders angegeben: Pixabay, Unsplash und Pexels

Autor Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros mit Schwerpunkt auf ökologischem Holzbau wird er regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.